400 Jahre Familiengeschichte

400 Jahre Familiengeschichte

Eigentlich sollte es ja nur eine kleine Spurensuche nach den eigenen Wurzeln werden, aber je mehr sich die Puzzleteile zu einem Ganzen gefügt haben, umso tiefer hat es mich hineingezogen in diese Geschichte, in diese neue, alte Welt – und ist doch meine Welt und meine Geschichte und meine Familie.

Hans Waltersdorfer

Herausgekommen ist bei diesem Familienforschungsprojekt die erstaunliche Entdeckung, dass sich alle, die in den letzten 400 Jahren im steirischen Vulkanland und darüber hinaus mit dem Namen Waltersdorfer oder Waltensdorfer geboren wurden – immerhin mehr als 600 Personen – auf zwei Familien am Beginn des 17. Jahrhunderts in der Pfarre Straden zurückführen lassen.

Da diese zwei Familien mit diesem Namen im weiten Umkreis singulär dastehen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine eingewanderte Familie handelt. Es lässt sich nicht beweisen, aber einige Zeichen sprechen dafür, dass die Familie aus Oberösterreich stammen könnte, wo der Name in den Variationen Wallnstorfer und Wallerstorfer ebenfalls sehr häufig vorkommt. Alle Fäden laufen in der kleinen Ortschaft Wallnstorf bei Gunskirchen zusammen, wo mit Caspar zu Wallnstorf im Jahr 1510 der erste Vertreter namhaft gemacht werden kann. Auch aus Oberösterreich lassen sich mehr als 600 Personen, die mit diesem Familiennamen geboren wurden, in ein Stammbaumsystem integrieren.

Außerhalb von Österreich kommt der Name in der Variante Waltersdorfer im 18. und 19. Jahrhundert auch in Ungarn vor. Ob ein Zusammenhang mit den österreichischen Namensträgern besteht oder ob sich hier unabhängige Stränge ausgehend von einem der vielen Orte mit dem Namen Waltersdorf, die es in der österreichischen Monarchie gab, entwickelt haben, kann nicht gesagt werden. Klar scheint hingegen, dass die v.a. im Norden Deutschlands und bis Dänemark und Holland verbreiteten Formen Waltersdorph, Woltersdorf u.ä. unabhängig entstanden sind und möglicherweise auf die Ortschaft Woltersdorf bei Berlin zurückzuführen sind. Viele nach Amerika ausgewanderte Familien stammen aus diesen Gegenden.

Zusammengefasst sind die Erkenntnisse dieser weitläufigen Entdeckungsreise, bei der ca. 1400 Personen aus sechs Jahrhunderten namentlich erfasst werden konnten, in dem Buch Mischwald. 400 Jahre Familiengeschichte im steirischen Vulkanland – Teil 1: Tanz um den Vulkan. Die Chronik der Familie Waltersdorfer rund um den Stradner Kogel.
Nähere Informationen…

Ich kenne alle diese Menschen nicht, sie sind mir aber durch die intensive Beschäftigung und durch das bruchstückhafte Verständnis der großen Zusammenhänge sehr nahegekommen und zu Vertrauten geworden. Es sind nicht nur Namen und Jahreszahlen, die ich vorwiegend in den alten Kirchenbüchern gefunden habe. Es sind Menschen mit ihren heiteren und traurigen Lebensgeschichten.
Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch wissenschaftlicher Perfektion, und ich kann nicht garantieren, dass ich alle Zusammenhänge richtig erkannt und gedeutet habe. Und: ich konnte mit diesem Werk nur die Fäden aus der fernen Vergangenheit bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts knüpfen. 400 Jahre Familiengeschichte liegen vor mir wie ein offenes Buch. Die letzten hundert Jahre aber sind mir – abgesehen vom eigenen kleinen Familienzweig – verborgen. Aber mit diesem Buch kann wohl (fast) jede Person in Österreich, die derzeit mit diesem Familiennamen in einer der vielen Variationen lebt und ihre eigene Geschichte bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen kann, irgendwo andocken.

Diese Internetseite versteht sich primär als Ergänzung zum Buch, um aktuelle Erkenntnisse, Korrekturen und Nachträge anzubringen, aber auch als Plattform, um eigene Entdeckungen, weiterführende oder widersprechende Erkenntnisse zu diskutieren.

 

zum Beitragsbild:
Eine zentrale Figur meiner Darstellung ist Sebastian Waltersdorfer (1750-1803), Bauer und Dorfrichter in Waltra in der Pfarre St. Anna am Aigen. Bei ihm finden wir im Lauf seiner Biographie in den Kirchenbüchern der Pfarren Trautmannsdorf und St. Anna am Aigen alle wesentlichen vier Variationen des Namens: Wallenstorffer, Wallerstorfer, Waltensdorfer und Waltersdorfer. Im Dialekt der Südoststeiermark lautet der Familienname bis heute „Wol(t)nschdorfer“.