Türöffner zur High Society

Türöffner zur High Society

(Nachtrag zu Kapitel 39.2.1, S. 274)

Bei der Abfassung des Buches musste ich naturgemäß Schwerpunkte setzen. Außer dem eigenen Familienzweig gerieten manche stärker in den Fokus, weil mir darüber einfach mehr Informationen zur Verfügung standen oder weil mich selbst die Hintergründe und Zeitumstände entsprechend in den Bann zogen. Andere, die genau soviel Beachtung und Würdigung verdient hätten, konnte ich aufgrund der mir vorliegenden mangelhaften Informationen, oder weil für mich das Beziehungsgeflecht zu undurchschaubar war, nur oberflächlich anreißen. Unberücksichtigt blieben dabei weitestgehend auch die vielfältigen Verzweigungen, die sich automatisch durch die Verehelichungen ergeben.

Gleichzeitig mit meiner Forschung und meiner Arbeit am Buch habe ich begonnen, einen Stammbaum auf MyHeritage (www.myheritage.at) anzulegen. Durch die permanenten Abgleiche und Aktualisierungen von Übereinstimmungen mit anderen Familienforscher:innen erweitert sich dabei der Kreis der in den Stammbaum involvierten Personen ständig.

So kann ich mittlerweile auch auf eine ganze Reihe von Persönlichkeiten verweisen, die im immer dichter werdenden Geflecht der verwandtschaftlichen Beziehungen ans Licht treten. Dazu gehören Ärzte, Juristen, Unternehmer oder Musikerpersönlichkeiten. Sie erweitern auch den internationalen Rahmen des Verwandtschaftskreises beträchtlich. U.a. finden sich in diesem Stammbaum:

  • Georg Hubmer (1755-1833)
    Schwemmunternehmer, Erbauer des damals längsten Tunnels in Österreich, geboren in Gosau, gestorben in Naßwald
    Der Bauernsohn aus Gosau (Oberösterreich) arbeitete sich vom Holzknecht zum Schwemmmeister und Unternehmer mit bis zu 400 Mitarbeitern hoch. Georg und sein Bruder Johann erschlossen mit weiteren Holzarbeiterfamilien das damals noch unzugängliche Höllental im Raxgebiet und versorgten viele Jahre lang das Eisenwerk in Hirschwang mit Brennholz auf dem Wasserweg. Auf gleichem Weg organisierten sie auch den Brennholztransport in das 125 Kilometer entfernte Wien. Georg, der nur sehr schlecht lesen und schreiben konnte, schaffte eine ingenieurmäßige Pioniertat: die Sprengung eines 430 Meter langen Schwemmtunnels, wobei die von beiden Seiten grabenden Tunnelarbeiter nach seinen Anweisungen exakt aufeinander trafen.
    Wegen seines sozialen Engagements für seine Waldarbeiterfamilien wird Georg Hubmer als „Vater von Nasswald“ verehrt. Und ein Roman, in dem Ottokar Janetschek die spannende und überaus erfolgreiche Lebensgeschichte von Georg verarbeitet, betitelt ihn sogar als „Raxkönig“. Und ein lange Zeit von Georgs Nachkommen betriebenes Wirtshaus in Nasswald nennt sich heute noch so.
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Hubmer )
    interessante Veröffentlichungen zu Georg Hubmer:
  • William Sternfeld (1828-1883)
    deutscher Konsul und Reeder in Belfast, geboren in Hohenstein (Brandenburg), gestorben in Swansea (Wales)
  • Oscar Bondy (1870-1944)
    Unternehmer und Kunstsammler, geboren in České Meziříčí (Böhmisch Meseritsch), besaß dort Zuckerfabriken, wohnte aber in Wien, wo er auch über eine bedeutende Kunstsammlung verfügte
    Wegen seiner jüdischen Herkunft musste er 1938 in die Schweiz fliehen und wanderte dann in die USA aus, wo er 1944 starb. Seine Kunstsammlung wurde arisiert und später nur teilweise seiner Witwe Elisabeth rückerstattet
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Bondy ).
  • Dr. Wilhelm Fließ (1858-1928)
    Mediziner, enger Freund Sigmund Freuds und in regem Briefwechsel mit diesem, geboren in der Nähe von Frankfurt an der Oder, gestorben in Berlin
    Als HNO-Arzt und enger Vertrauter Sigmund Freuds veröffentlichte er pseudowissenschaftliche Theorien über die „Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen“. Veröffentlicht sind auch Sigmund Freuds „Briefe an Wilhelm Fließ, 1887-1904“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Flie%C3%9F )
  • Dr. Robert Fliess (1895-1970)
    Arzt und Psychoanalytiker, Sohn von Wilhelm, geboren in Berlin, gestorben in den USA;
    psychoanalytische Publikationen, u.a. über sexuellen Missbrauch, die andeuten, dass auch er selbst ein Missbrauchsopfer war
    (https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Fliess )
  • Franz von Pitha (1810-1875)
    Hofrath Franz Freiherr von Pitha, Chirurg in Prag und Wien, geboren in Rakom bei Klattau (Klatovy, Tschechien), gestorben in Wien
    Er wirkte nach seinem Medizinstudium in Prag zunächst als Assistent und ab 1843 als Professor an der dortigen chirurgischen Klinik und wurde 1857 als Leiter an die Josefsakademie nach Wien berufen. Er erwarb sich daneben große Verdienste als Oberstabsarzt in Italien und wurde dafür mit dem Hofratstitel belohnt und in den Freiherrenstand erhoben.  (https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Pitha )
  • Dr. Antun Rojc (1820-1876)
    kroatischer Rechtsanwalt und Schriftsteller, geboren in Cernko (heute Westslowenien), gestorben in Zagreb
    Er studierte Jus und Philosophie in Wien, wirkte als Rechtsanwalt in Teschen (Polen) und Triest, lehrte als Professor für Strafrecht in Zagreb, gab die Professur aber dann auf und wurde 1859 der erste öffentliche Notar in Kroatien.
    (https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Rojc_Anton_1820_1876.xml )
  • Dr. Milan Rojc (1855-1946)
    kroatischer Anwalt und Politiker, geboren und gestorben in Zagreb, Sohn von Antun
    Er studierte Rechtswissenschaften in Wien und Zagreb, war als Leiter der Abteilung für Gottesdienst und Bildung Mitglied der kroatischen Regierung (1906-1907, 1917-1918) und leistete einen großen Beitrag zur Eröffnung der medizinischen Fakultät in Zagreb (1917).
    (https://hr.wikipedia.org/wiki/Milan_Rojc )
  • Robert Stolz (1880-1975)
    Komponist und Dirigent, geboren in Graz, gestorben in Berlin
    Robert Stolz schrieb über 60 Operetten sowie zahlreiche Filmmusiken, Schlager u.a. (z.B. „Im Prater blühn wieder die Bäume“). 1938 emigrierte er wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus nach New York und kehrte 1946 nach Wien zurück, wo er seine Tätigkeit als Komponist und Dirigent fortsetzte. Robert war insgesamt fünfmal verheiratet.
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Stolz )
  • Boris Bukowski (*1946)
    Musiker, geboren in Fürstenfeld, mit bürgerlichem Namen Fritz Bukowski
    Seine Musikerkarriere begann als Schlagzeuger, dann als Sänger in Rockbands, u.a. „Magic“. In seinem Studio entstanden Aufnahmen von EAV und STS. Seine Single „Trag meine Liebe wie einen Mantel“ war dreimal Nr. 1 in den Ö3-Charts. Das Album „100 Stunden am Tag“ wurde 1990 mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Seit 2001 ist Boris Bukowski nach acht Jahren Abstinenz wieder zurück auf der Konzertbühne.
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Bukowski )

Und es ist erstaunlich, wer diese ganze illustre Gesellschaft für unsere Familie erschließt: der Bauernsohn Anton Waltersdorfer (1860-1947) vom Galgegg in Bairisch Kölldorf, von dem gar nicht so sicher ist, ob er überhaupt ein „echter“ Waltersdorfer ist. Aber was ist schon „echt“ in einer Familie? Nur das Blut oder eben auch das Umfeld, das Beziehungsgeflecht, in dem man aufwächst, in das man – im Guten und im Bösen – hineingeboren, hineingenommen und hineinverwoben ist, weil sich Menschen dazu entschieden haben, miteinander eine Familie gründen und haben zu wollen. Dass ich selbst über solche „Umwege“ zu dieser Familie Waltersdorfer gekommen bin, darüber habe ich im Buch ja an mehreren Stellen erzählt.

Getauft wird Anton jedenfalls als eheliches Kind von Johann Waltersdorfer (1835-1911) und Maria (geb. Krenn, 1833-1908). Er, der Erstgeborene, will aber nicht Bauer werden, sondern wagt den Schritt vom Bauernhof in den aufstrebenden Biedermeier-Kurort Gleichenberg und steigt dort vom Baddiener und Hausmeister zum Masseur auf (Masseurkurs in Kaltenleutgeben/NÖ). Nach dem Tod seiner ersten Frau Emilie (geb. Santner, 1863-1893) öffnet er mit seiner zweiten Ehe mit Auguste (geb. Hirz, 1873-1943) das Tor zur Welt der Heilkundigen. Seine Verwandten sagen damals: „Jetzt hat er eine ‚Gnädige Frau‘ geheiratet.“ Auguste ist als junges Fräulein Gesellschafterin in einem großbürgerlichen Haus, fährt mit der Familie in Urlaub, ist wie eine Freundin der Hausfrau und lernt exzellente Umgangsformen. In der Ehe mit Anton erlernt dann auch sie den Beruf als Masseurin/Physiotherapeutin. 1898 übersiedelt die Familie nach Graz, wo Anton und Auguste gefragte Physiotherapeuten in der besseren Gesellschaft werden.

Zwei der Kinder von Anton (August aus der ersten Ehe mit Emilie und Elisabeth aus der Ehe mit Auguste) werden Ärzte, sein Sohn Raimund Rechtsanwalt, wobei die Ärztin Elisabeth einen Juristen heiratet (Franz-Josef Gartner) und der Rechtsanwalt Raimund eine Juristin, die dann auch noch Medizin studiert (Risa Sternfeld-Seuter aus Berlin). Das medizinisch-juristische Konglomerat ist perfekt! Dass der Kurort Gleichenberg ein Schmelztiegel für die High Society des Biedermeier ist, davon war schon ausführlich die Rede. Und auch von den Kontakt- und Heiratsanbahnungsmöglichkeiten, die sich dadurch auftun (vgl. Kapitel 36).

Wie kommen nun all diese illustren Persönlichkeiten in unsere Familie?

Georg Hubmer (1755-1833)

ist der Ururgroßvater von Auguste Sternfeld-Seuter (geb. Hubmer) (1871-1953). Diese wiederum ist die Mutter von Risa Waltersdorfer (geb. Sternfeld-Seuter) (1901-1982), der Frau von Raimund Waltersdorfer, Sohn von Anton Waltersdorfer, dem Masseur im Kurbad Gleichenberg. Risa ist also eine Urururenkelin von Georg Hubmer.
Im familiengeschichtlichen Vergleich ist Georg Hubmer ein Zeitgenosse von Sebastian Waltersdorfer (1750-1803), dem Dorfrichter von Waltra, überlebt diesen aber um 30 Jahre.

William Sternfeld (1828-1883)

William Sternfeld ist der Großvater, sein Sohn Henry der Vater von Risa Waltersdorfer (geb. Sternfeld-Seuter) (1901-1982), der Frau von Raimund Waltersdorfer.
Offensichtlich lässt Williams Sohn Henry (1860-1927) seinen Familiennamen im Jahr 1919 auf Seuter ändern, was zur Folge hat, dass er und seine Nachkommen in den Stammbäumen mit dem Doppelnamen Sternfeld-Seuter geführt werden. Dass dieser Name manchmal auch umgekehrt geschrieben wird (Seuter-Sternfeld) und in Bezug auf Henry sogar in der Variante Sievert-Sternfeld-Seuter, macht die Suche und und den Abgleich im Stammbaum etwas kompliziert und verwirrend. Die Kinder von Henrys Sohn Oskar (1900-1971) aus seiner zweiten Ehe mit Erna Fuiz (1912-1995) kommen jedenfalls mit dem Familiennamen Seuter zur Welt. Und im evangelischen Totenbuch von Innsbruck ist Henrys Tod am 30.1.1927 zu finden unter dem Namen Heinz Seuter. [Heinz Seuter, Kaufmann, … (?), gebürtig von Belfast in Irland, zuständig nach Graz; Todesursache: Selbstmord durch Erschießen]

Gemäß dem Stammbaum von Eugen Gross auf Myheritage lässt sich die Linie unserer Familie Sternfeld zurückführen bis Johann Schröder (ca. 1580 – ca. 1650) aus Herstelle in Nordrhein-Westfalen (zwischen Göttingen und Bielefeld gelegen). Dessen Enkel Heinrich Schröder (1646-1720) wird als Amtmann des Fürstbischofs von Osnabrück und als Besitzer des freiadeligen Gutes Melle bei Osnabrück 1716 in den Reichsadelsstand in Niedersachsen erhoben. Er und seine Nachkommen tragen von da an den Namen „von Sternfeld“.

Es scheint sich dabei um einen 0815-Adelsnamen aus einer Auswahlliste zu handeln: Sternfeld, Kleefeld u.a. – Begriffe, die sich gut in Wappensymbole integrieren lassen. Bei einer kurzen Internet-Recherche stoße ich auf einige Personen, die unabhängig voneinander im 18. und 19. Jahrhundert den Adelsnamen Sternfeld verliehen bekommen: Edler von Sternfeld, Ritter von Sternfeld…   Mit entsprechenden Beziehungen und dem nötigen Kleingeld kann man solche Adelstitel auch kaufen:

Der Welser Landarzt Johann Baptist Hartmann „erstrebte nun die Erhebung in den Adelsstand, wofür sich nach dem Tode des Kaisers Leopold II. eine günstige Gelegenheit ergab, weil, wie bei jeder Sedisvakanz am Kaiserthrone, der Kurfürst von Bayern als Reichsvikar schwunghaft gegen hohe Taxen Adelstitel ohne ernstliche Überprüfung der Verdienste verlieh. So erhob Karl Theodor Kurfürst von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein d. d. München 6. Juli 1792 Dr. Hartmann in den erblichen Ritterstand des Heiligen Römischen Reiches und seiner Kurfürstentümer mit dem Prädikat „Edler von Sternfeld“, und zwar gegen eine Taxe von 450 Gulden.“

23. Jahrbuch des Musealvereines Wels 1981. Festschrift Kurt Holter:
https://www.ooegeschichte.at/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_wels_1981_23_0247-0268.pdf

Heute kann man Adelstitel auch im Internet kaufen, auch wenn sie keinerlei Auswirkungen und Privilegien mit sich bringen. Und wer eine Ballonfahrt mitmacht, erhält automatisch einen phantasievollen Adelstitel verliehen. Dieser Brauch geht auf ein französisches Gesetz von König Ludwig XVI. zurück, wonach Ballonfahren nur Adeligen vorbehalten war.

Die direkte Linie nach Heinrich Schröder von Sternfeld (1646-1720) liest sich so:

  • Justus Hermann von Sternfeld (1680-1739)
  • Christian Heinrich von Sternfeld (1730-1812)
  • Ludwig Georg von Sternfeld (1760-1808)
  • David Jakob von Sternfeld (1795-1865)
  • William Sternfeld (1828-1883)
  • Henry Emil Frederick Sternfeld-Seuter (1860-1927)
  • Oswald Henry Sternfeld-Seuter (1900-1971) und dessen Geschwister Risa Marianne Sternfeld-Seuter (1901-1982) und Gunther Julius Sternfeld-Seuter (1902-1993)
  • Harald Oswald Georg Seuter (1941-2016)

Vermutlich ist die Übersiedelung von William nach England bzw. Irland (1856 Heirat mit Cordula Sievert in London, 1857 Geburt der Kinder Evelyn (1857), Clara Johanna Wilhelmine (1858), Henry Emil Frederick (1860) und William Frederick (1863) in Belfast) der Grund, dass dem Familiennamen das Adelsprädikat „von“ abhanden kommt.

Über die Gründe, warum Henry im Jahr 1919 seinen (und damit seiner Kinder) Namen in Seuter ändert, kann ich nur Vermutungen anstellen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges werden in Deutschland und Österreich und in weiterer Folge auch in allen anderen ehemaligen österreichischen Kronländern alle Adelstitel abgeschafft. So wird also die Familie nie wieder die Möglichkeit haben, den Namen „von Sternfeld“ zu führen. Vielleicht gibt es im Zug der Abschaffung der Titel auch eine Möglichkeit, den Namen auf einfache Weise zu ändern. Zugleich klingt der Name Sternfeld sehr nach einem jüdischen Namen. Und tatsächlich gibt es gerade in der Branche der Kaufleute, zu der auch Henry gehört, eine namhafte jüdische Kaufmannsfamilie namens Sternfeld.

„Ende des 18. Jahrhunderts ließ sich die Familie Sternfeld aus Nikolsburg im ungarischen Dunaszerdahely bei Bratislava nieder, das bekannt war für die große Frömmigkeit der dortigen jüdischen Gemeinden. Die Stadt galt als Inbegriff der religiösen Tradition und des orthodoxen Erbes. Michael Sternfeld gründete in Wien ein Handelshaus und war im Vorstand der Wiener Kultusgemeinde sowie des orthodoxen Wiener Synagogenvereins Schiffschul. Hier versammelten sich die traditionsbewussten ungarischen, mährischen und burgenländischen Juden zum Gebet.“

Sabine Mayr, Die Sternfelds. Biographie einer Familie, Mandelbaum Verlag, Wien 2005
https://www.mandelbaum.at/buecher/sabine-mayr/die-sternfelds

Es kann durchaus sein, dass sich auch Henry als Betriebsleiter der Papierfabrik Schöller mit Sitz in Osnabrück mit damals schon massiven antisemitischen Anfeindungen konfrontiert sieht und aus diesem Grund den Familiennamen wechselt.

Auch seiner Tochter Risa scheint die Unterstellung einer jüdischen Herkunft nachzuhängen. So berichtet es jedenfalls einer, der sie noch selbst gekannt hat:

„… sie hieß eigentlich Maria Theresa und aus der Verballhornung kommt Risa. Ihr Mann [Raimund Waltersdorfer] …  wurde für diese Person sogar ein sehr hoher Richter in der Nazizeit, nämlich um sie vor Nachstellungen und Verfolgung zu schützen, denn sie war Jüdin oder Halbjüdin oder Vierteljüdin oder gar keine Jüdin, nichts Genaues weiß man nicht. Als Dank für diese altruistische Tat erhielt er nach dem Krieg jahrelanges Berufsverbot … Ich gebe zu, sie war äußerst schwierig und nicht immer angenehm …“ und erfreute sich darum innerhalb der Familie keiner großen Wertschätzung.  „Als Rache für die Ablehnung durch die Familie verbreitete sie, … [Anton Waltersdorfer] sei ein außereheliches Kind gewesen. Na bumstinatzl. Mehr hat sie nicht anstellen können, da war´s aus und geschehen in der Familie. Allerdings hat das gestimmt, nur in der Familie war das entweder unbekannt oder ein Tabuthema.“

Georg Gartner, persönliche Anmerkungen im Familienstammbaum

Jedenfalls scheint es, dass Maria Krenn (1833-1908) bereits ein Kind von einem Herrn Fink erwartet, sich aber dann doch entscheidet, den (vermögenderen) Johann Waltersdorfer (1835-1911) zu heiraten. Und Johann liebt sie über alles und nimmt sie und das Kind, das bereits unterwegs ist, an. Johann und die hochschwangere Maria heiraten am 18. Jänner 1860. Der besagte Herr Fink – so weiß es die Legende – lässt an diesem Tag in seiner Enttäuschung volle Weinfässer den Hang hinunterrollen. Zweieinhalb Monate später kommt dann Anton als „eheliches“ Kind von Johann und Maria auf die Welt. Vater hin oder her – die Mutter von Anton und seinen nachfolgenden Geschwistern ist jedenfalls die gleiche.

Oskar Bondy (1870-1944)

Seine Frau Elisabeth (geb. Soinigg, 1890-1974) ist die Tochter von Marie Soinigg (geb. Santner), einer Halbschwester von Emilie Santner (1863-1893), der ersten Frau von Anton Waltersdorfer. Oskar ist also quasi ein eingeheirateter Neffe von Emilie.

Wilhelm Fließ (1858-1928)

Oskar Bondys Schwester Ida (1869-1941) wird die Frau des Sigmund Freud-Intimus Wilhelm Fließ und Mutter des gemeinsamen Sohnes Robert Fließ (1895-1975)

Franz Freiherr von Pitha (1810-1875)

Franz von Pithas Sohn Adalbert von Pitha fällt 1866 knapp 18-jährig in der Schlacht bei Nachod, der ersten größeren Schlacht zwischen Preußen und Österreich im Deutschen Krieg, die mit einem preußischen Sieg endet. So überleben nur die drei Töchter von Franz. Die mittlere, Emilie Rosalia Aloisia Fernanda (1852-1940), heiratet den Legationsrat und Kanzler des Malteserordens Richard Kerschel (1828-1902), der 1896 als „Edler von Kernegg“ in den Adelsstand erhoben wird. Ihre Tochter Alberta Kerschel von Kernegg (1881-1947) heiratet Franz Hirz, den Bruder von Auguste Waltersdorfer (geb. Hirz, 1873-1943), der zweiten Frau von Anton Waltersdorfer.
Oder anders ausgedrückt: Franz von Pitha ist der Großvater mütterlicherseits von Augustes Schwägerin Alberta.

Antun Rojc (1820-1876)

Die Frau des kroatischen Juristen Antun Rojc ist Amalija (geb. Kerschel) (1822-1904), eine Schwester von Richard Kerschel von Kernegg aus Görz (s.o.). Dessen Tochter Alberta (1881-1947) ist verheiratet mit Franz Hirz (1868-1916), dem Bruder von Auguste Hirz (1873-1943), der zweiten Frau von Anton Waltersdorfer. Oder anders ausgedrückt: Amalija (geb. Kerschel) Rojc ist die Tante der Schwägerin von Auguste Waltersdorfer (geb. Hirz).

Robert Stolz (1880-1975)

Der große österreichische Musiker ist ein Onkel von Ida Sternfeld-Seuter (geb. Stolz) (1897-1927), der Schwägerin von Raimund Waltersdorfers (1896-1958) Frau Risa (geb. Sternfeld-Seuter) (1901-1982).

Boris Bukowski (*1946)

Die Beziehungen des noch lebenden Musikers innerhalb unseres Familiengeflechtes sind noch nicht erschlossen bzw. können aus Datenschutzgründen an dieser Stelle nicht offengelegt werden.

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